Rasenflächen

Entstehung und Pflege

Rasenflächen entstehen meist durch Ansaaten mit trittresistenten Grasmischungen, da der Nutzungsaspekt durch die Bevölkerung im Vordergrund steht. Rasenflächen müssen über das Jahr viel aushalten. Vertritt durch Begehung, Bodenverdichtungen durch schwere Geräte oder Fahrzeuge, Hundekot und Freizeitaktivitäten beeinträchtigen Rasenflächen oftmals schwer. Dabei wird vergessen, dass ein Rasen aus lebenden Pflanzen besteht, die bestimmte Ansprüche haben, um wachsen zu können. Um Erosion des Oberbodens und Bodenverdichtungen zu verhindern, sollten daher Rasenflächen nicht übernutzt werden.

Floristische Zusammensetzung und Pflanzenarten

Neben den angesäten Gräsern, oftmals verschiedene Kultursorten des besonders strapazierfähigen Rotschwingelgrases (Festuca rubra aggr.)  findet man auf Rasenflächen auch verschiedene krautige Pflanzen, darunter z. B. Weißklee (Trifolium repens), kleine Braunelle (Brunella vulgaris) oder Gänseblümchen (Bellis perennis). Untersuchungen von städtischen Rasenflächen weltweit zeigen, dass in Mittel- und Nordeuropa durchaus viele verschiedene Pflanzenarten in Rasen vorkommen können. So fand man in 52 Rasenflächen im englischen Sheffield 160 verschiedene Pflanzenarten, von denen über 90 % heimisch waren (Thompson et al. 2004). Dahingegen sind Rasenflächen in Ländern außerhalb Europas eine eher unnatürliche Vegetationsformation. So fand man in Auckland in Neuseeland in 327 Rasenflächen über 120 verschiedene Pflanzenarten, von denen aber wiederum über 80 % nicht heimisch in Neuseeland waren (Stewart et al. 2009).

Im Rasen des Exotischen Gartens der Universität Hohenheim kann man im Frühjahr sogar seltenere Zwiebelpflanzen wie den doldigen Milchstern (Ornithogalum umbellatum) oder Gelbsterne (Gagea sp.) beobachten. Im Botanischen Garten von Karlsruhe trifft man im März/April an manchen Stellen auf einen dichten blauen Teppich aus blühendem Sibirischen Blaustern oder dichten Ansammlungen von Krokussen (Crocus sp.). Diese auch als "Stinsenpflanzen" bekannten Arten bilden oftmals große Bestände auf Rasenflächen und stammen meist aus wenigen einzelnen Zwiebelpflanzungen der Gärtner, verbreiten sich aber kaum über die Grenzen der einzelnen Parks hinaus.

Trotz häufiger Mahd finden solche Pflanzen mitunter in Rasenflächen einen Ersatzlebensraum, wenn diese nicht oder nicht zu stark gedüngt und im Frühjahr nicht sofort gemäht werden. Sie können dann genug Nährstoffe in Brutzwiebeln speichern, um im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben und früh zu blühen.

Fauna

Auf manchen Rasen kann auch im Frühjahr eine besonders hohe Dichte an blühenden Gänseblümchen und Löwenzahn beobachtet werden. Gerade diese Allerweltspflanzen werden von einer überraschend hohen Zahl an Wildbienen genutzt, genauso wie die Bestände aus Sibirischem Blaustern oder Krokussen.

Auch viele Vögel nutzen Rasenflächen zur Futtersuche. Oftmals kann man Amseln oder Bachstelzen beobachten, wie diese auf Rasenflächen nach Würmern oder Insekten suchen. Auch für manche der ameisenfressenden Spechtarten spielen kurzrasige Flächen eine wichtige Rolle. Die gelbe Wiesenameise erreicht in solchen Habitaten oftmals eine recht hohe Dichte. Grünspechte und selbst der Wendehals nutzen Rasen, um dort nach Wiesenameisen zu suchen.

Für die meisten direkt am Boden lebenden Tiere wie Wolfspinnen oder größere Laufkäfer stellen Rasenflächen jedoch keinen geeigneten Lebensraum dar. Ohne Schutz durch die Vegetation haben sie keine Möglichkeit, sich vor Räubern zu schützen und bei hohen Temperaturen finden sie keine Zuflucht vor der Hitze. Ebenso werden durch die Klingen der Rasenmäher vorhandene Populationen regelmäßig stark geschädigt.

Quellen

Stewart, G. H., Meurk, C. D., Ignatieva, M. E., Buckley, H. L., Magueur, A., Case, B. S., ... & Parker, M. (2009). Urban biotopes of Aotearoa New Zealand (URBANZ) II: floristics, biodiversity and conservation values of urban residential and public woodlands, Christchurch. Urban Forestry & Urban Greening, 8(3), 149-162. 

Thompson, K., Hodgson, J. G., Smith, R. M., Warren, P. H., & Gaston, K. J. (2004). Urban domestic gardens (III): composition and diversity of lawn floras. Journal of Vegetation Science, 15(3), 373-378.