Verwendung von Blühwiesenmischungen

Die (gut gemeinte) Ausbringung von Blühmischungen außerhalb des eigenen Gartens und insbesondere in bereits exisitierenden Grünlandflächen wird von Fachleuten sehr kritisch gesehen. Die Thematik bzw. Problematik der Blühmischungen wird in einem aktuellen Artikel sehr gut beschrieben:

Buch & Jagel 2019: Schmetterlingswiese, Bienenschmaus und Hummelmagnet - Insektenrettung aus der Samentüte. Der Palmengarten 83: 109-117.

Deren Fazit lautet:

"Der Schutz von Insekten, von Artenvielfalt im Allgemeinen und der Schutz von Natur und Landschaft ist ein komplexes Themenfeld. Die Probleme haben sich bereits seit vielen Jahrzehnten manifestiert und Ursache und Wirkung sind in ihrer Komplexität wissenschaftlich noch nicht hinlänglich untersucht. Selbst innerhalb der Fachwelt herrschen gegensätzliche Auffassungen und Missverständnisse vor, so dass es nur logisch ist, dass sich eine Lösung nicht einfach, schnell und billig aus der Tüte zaubern lässt.

Die Ansaat von Bienenweiden aus dem Baumarkt ist jedenfalls keine Lösung des Problems. Sie dient höchstens der Beruhigung des ökologischen Gewissens, bedient kommerzielle Interessen und lenkt von politisch unbequemen Entscheidungen ab, v.a. beim Umdenken im Bereich der industrialisierten Landwirtschaft und Massentierhaltung. Die wirklich gravierenden Probleme des Naturschutzes werden somit überdeckt und die Bevölkerung durch blinden Aktionismus beschäftigt. Zugespitzt formuliert wird eine grundfalsche Wahrnehmung von Natur und Artenschutz in die Öffentlichkeit transportiert.“

Als Alternative zur unbedachten Samenaussaat in der Landschaft wird hier eine Auswahl an Maßnahmen vorgeschlagen:

  • "Wiesen zunächst extensivieren: zweischürige Mahd von Glatthaferwiesen im Juli und Spätsommer, Abtransport und Verwertung des Mahdgutes, keine oder höchstens geringe Düngung. Bei ausbleibendem Erfolg hinsichtlich des anvisierten Blütenreichtums Anreicherung mit Regiosaatgut nach Anleitung, alternativ Mahdgutübertragung oder Anreicherung mit Heudrusch aus der Region.
  • Bei einer Ansaat Arten wählen, die dem Naturraum und dem Standdort angepasst sind; gegebenenfalls Literaturrecherche und eigene Kombinationen zusammenstellen, die von den Standardlisten der Regiosaatgutanbieter abweichen. Einjährige Akzeptanzarten wie Klatsch-Mohn und Kornblume sind in der Wiese nicht nötig.
  • Kein Ausbringen von Rote-Liste-Arten, da sonst der oftmals aufwendige Schutz autochtoner, gefährdeter Populationen und deren Lebensräume untergraben wird. Häufige Pflanzenarten wie Knautie und Margerite stellen ausreichend Pollen, Nektar und Larvennahrung für den größten Teil der Insekten dar.
  • Langfristige naturschutzkonforme Pflege solcher Flächen sichern, z.B. durch entsprechende Pachtverträge, Flächenerwerb, Ausgleichsflächen etc. Bei Obstwiesen: Grünland und Säume bei der Einrichtung, Entwicklung und Pflege stärker berücksichtigen.
  • Säume und Randstreifen schaffen, Grünlandsäume einmal jährlich im Spätsommer mähen oder alternierend alle zwei Jahre, sodass ein Teil über den Winter stehe bleibt. Grünlandsäume nicht mulchen, sondern abräumen.
  • Weder Pestizide noch Dünger anwenden.
  • Insektenschutz in eigenen Garten: Hier können manche Exoten (Zier- und Nutzpflanzen) durchaus nützlich sein, Tipps zu naturnahmen Gärtnern berücksichtigen (Informationen bei Naturschutzverbänden oder Naturgartenvereinen). Regiosaatgut kann auch in kleinen Mengen und für den Privatgebrauch bestellt werden.
  • Selbst aktiv werden: Gartenbauämter oder andere Verwaltungsapparate auf die Möglichkeiten der Wiesenextensivierung wenig genutzter Flächen oder dem unnötigen Mähen von Brachflächen aufmerksam machen.
  • Geduld bewahren und bewusst machen, dass es bis zum Erfolg einige Jahre dauert, dieser aber nachhaltig ist.

 

Siehe auch Ergebnisse und Empfehlungen